So, ich hab' dieses Wochenende mal
FreeBSD 6.2-RELEASE installiert und getestet.
Da meine Erfahrungen für andere Benutzer bestimmt hilfreich und interessant sind, schreibe ich hier einfach mal ein kleines "Review".
FreeBSD 6.2-RELEASE - Review von azerty (26.03.2007)
Die Hardware:
AMD Athlon64 3200+ (2GHz)
2x 512 MB DDR1-RAM
1x WD Raptor 74GB (10.000 RPM)
Samsung CD/DVD Brenner (SATA)
ATI Radeon X1600 Pro (PCI-Express)
ASUS A8R32-MVP Deluxe (ATI Xpress 3200)
2x Realtek 10/100/1000 MBit/s Ethernet PCI-Karte
2x Marvell Yukon 10/100/1000 MBit/s Ethernet-Onboard
Die Installation:
Die "
SysInstall" genannte Installationsroutine von FreeBSD ist im Grunde genommen sehr einfach aufgebaut, nachdem man von der CD bootet, erscheint eine grafische Oberfläche, die einige hilfreiche Funktionen bietet. So kann man zum Beispiel während der Installation frei zwischen den einzelnen Installations-Schritten wechseln, eine Debug-Console per "Alt + F2" aufrufen, MAN-Pages und diverse andere Installations-Anweisungen lesen. Es besteht die Möglichkeit zwischen verschiedenen Installations-Varianten (Standard, Expert, Custom) auszuwählen. Auch nach der Auswahl einer bestimmten Variante besteht für den Benutzer immer noch die Möglichkeit bei laufender Installation zurück zum Hauptmenü zu gehen und dort eine andere Installations-Variante auszuwählen. Die Installationsroutine ist sehr flexibel und einfach aufgebaut, jedoch musste ich mich als GNU/Linux-Benutzer etwas umgewöhnen. Die Hardwareerkennung funktionierte bis auf eine Ausnahme gut und erkannte fast alle in meinem Computer installierte Hardware. Allerdings, war
SysInstall nicht in der Lage nach Konfigurierung der Installation (Partitionierung usw.), die Install-CD zu mounten um die Dateien auf die Festplatte zu kopieren. Dies lag wie ich vermute, daran dass
SysInstall mein Samsung SATA CD/DVD-Laufwerk nicht korrekt erkannte.
Ich entschied mich daher kurzfristig eine FTP-Installation vorzunehmen (vergleichbar mit der NetInstall von Debian GNU/Linux). Dies scheiterte jedoch, da
SysInstall keine Netzwerk-Verbindung über meine sekundäre onboard Ethernet-Schnittstelle aufnehmen konnte. Also Kabel, Router und Internet-Verbindung überprüft usw. - Des Rätsel Lösung lag darin, dass
SysInstall nur eine meiner beiden onboard Ethernet-Schnittstellen erkannt hatte, also einfach Kabel auf die primäre Ethernet-Schnittstelle umgesteckt und die Installation legte los. Wohl gemerkt, für die komplette Installation mit allen Neu-Versuchen, Fehlern, Umstellungen usw. habe ich nur eine Sitzung benötigt (einmal gebootet), daran sollte sichtbar werden wie stabil und flexibel
SysInstall wirklich ist.
Die Installation an sich verlief sehr schnell - Nach subjektivem Empfinden sogar schneller als eine NetInstall von Debian als Minimal-System, also ohne X-Server und Desktop Umgebung.
Am Ende der Installation musste ich noch die üblichen Einstellungen wie Root-Passwort, Benutzer anlegen, Zeit-Zone konfigurieren usw. vornehmen.
Der Betrieb & die Konfiguration
Gleich nach dem Booten funktionierte FreeBSD in der Shell tadellos, subjektiv Empfunden bootete FreeBSD schneller als mein eigenes Debian GNU/Linux. Der ebenfalls installierte Xorg-Server startete jedoch erstmal nicht. Jetzt kam die "Frickelei".
Also erstmal die Xorg-Log untersucht und festgestellt, dass das verwendete Treibermodul "
ati" meine Grafikkarte nicht unterstützt, daher musste "
ati" für "
vesa" Platz machen. Anschließend meckerte Xorg weil es einige Module nicht laden konnte, bzw. diese falsch konfiguriert waren. Lustigerweise waren diese Module alle für die Maus zuständig, das bedeutet der X-Server startete nicht weil er keine Maus finden konnte. (:lol:) Die Lösung des Problems wird von FreeBSD gleich mitgeliefert, per
xorgcfg -textmode startet eine grafische Oberfläche, mit der sich bequem alle Geräte wie Monitor, Grafikkarte, Maus usw. einstellen lassen. Nachdem die Einstellungen gespeichert und ausgeschrieben waren, startete der X-Server. Jedoch musste nun erstmal noch eine Desktop-Umgebung installiert werden, meine Entscheidung fiel auf Xfce. Zwar lies sich Xfce per
pkg_add -r xfce installieren und startete auch brav mit dem X-Server, jedoch reagierte es nicht auf meine Eingaben/Klicks. Eventuell sollte hier erwähnt werden, dass es sich um Xfce 3.8 handelte. Also KDE installiert, jedoch funktionierte auch dieses nur eingeschränkt, da ich jedes einzelne KDE Programm manuell per Konsole starten musste. Hier muss ich noch weiter nach Ursachen/Lösungen forschen, denn das beschriebene Verhalten ist für eine Desktop Umgebung eigentlich nicht normal - Der Fehler wird aber vermutlich bei mir liegen.
Fazit:
Abschließend kann ich sagen dass FreeBSD ein sehr sehr robustes und stabiles Betriebssystem ist, dass mit den zahlreichen hauseigenen Bordmitteln bestens verwaltbar ist. Das "Touch 'n' Feel" von FreeBSD ähnelt stark GNU/Linux, so dass ein versierter GNU/Linux-Benutzer schnell mit FreeBSD zurecht kommen sollte. Die Hardwareerkennung ist akzeptabel, jedoch hätte eine vollständige, fehlerfreie Erkennung einige Zeit bei der Installation gespart. Zur Benutzerfreundlichkeit muss nicht viel gesagt werden, denn FreeBSD ist ein unixoides Betriebssystem und bietet daher eine unixoide Benutzerfreundlichkeit. (Der vorhergehende Satz darf frei interpretiert werden
) Bemerkenswert ist, dass ich FreeBSD trotz meines "Anfängertums" und diverser (selbstverschuldeter) Fehlkonfigurationen kein einziges Mal neu installieren musste. Zum Vergleich: Bis ich als Anfänger Debian stabil laufen hatte, musste ich es sechs (In Worten: 6) Mal neuinstallieren.
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass ich bei der Installation von FreeBSD hilfreiche Unterstützung in den IRC-Channeln von
BSDForen.de und
BSDGroup.de erhalten habe. Danke an euch!
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Tipps an diejenigen geben, die sich für FreeBSD interessieren und es einmal zum Testen installieren möchten:
1.) Fertige ein Backup aller wichtigen Daten an, am Besten auf eine externe Festplatte die dann an einem sicheren Ort verstaut wird.
2.) Informiere dich über die Besonderheiten und das Entwicklungsprinzip von FreeBSD. Siehe
FreeBSD.org und
M. Fuller's BSD Essay
3.) Lese dir vor der Installation das
FreeBSD-Handbuch und die
FreeBSD-FAQ durch.
4.) Installiere dir auf einem zweiten PC ein IRC-Programm wie
X-Chat oder
Irssi und logge dich in einen Channel mit BSD-Nutzern ein, so hast du die Möglichkeit während der Installation Unterstützung bei Fragen und Problemen zu erhalten.
5.) Lass' dich nicht gleich unterkriegen und nimm dir Zeit. Viel Zeit, am besten 1-2 Tage, je nachdem wie gut du das Handbuch verstehst.
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Na was haltet ihr von meinem Review? Wenn ihr ein Lösung für das Problem mit der Desktop Umgebung kennt, würde ich mich freuen wenn ihr mir weiterhelft.