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BSD - Mehrere Fragen

Verfasst: 09.03.2007 21:08:18
von azerty
Hallo liebe DF.de User!

In letzter Zeit habe ich mich verstärkt mit UNIX und den verschiedenen Unix-artigen Betriebsystemen beschäftigt. Neben GNU/Hurd und GNU/Linux, interessiere ich mich auch verstärkt für BSD. Zu diesem Thema habe ich auch einige Fragen.

Die BSD-Lizenz erlaubt es, Quelltext von den BSD-Entwicklungen für Kommerzielle Zwecke zu verwenden und die darauf aufsetzenden Weiterentwicklungen nicht wieder an BSD zurückgegeben zu müssen.

Frage 1:
Ist das eine Schwachstelle in der Lizenz oder welchen Nutzen haben die OpenSource BSD-Entwickler davon wenn ihre Arbeit ohne Bezahlung und ohne Honorierung ihrer Arbeit durch "Code-Rückgabe" verwendet werden kann? Ist da das Prinzip der GNU-GPL nicht besser?

Frage 2:
Sind die *BSD-System untereinander sehr ähnlich oder unterscheiden sie sich in auch in Grundlegenden Dingen wie Shell-Befehle usw?

Frage 3:
Sind die Shell-Befehle bei BSD im Großen und Ganzen die gleichen wie bei GNU/Linux?

Danke schonmal für eure Hilfe!

Re: BSD - Mehrere Fragen

Verfasst: 09.03.2007 21:15:14
von Six
azerty hat geschrieben:Die BSD-Lizenz erlaubt es, Quelltext von den BSD-Entwicklungen für Kommerzielle Zwecke zu verwenden und die darauf aufsetzenden Weiterentwicklungen nicht wieder an BSD zurückgegeben zu müssen.
Die kommerzielle Verwendung auch mit GPL-lizensierter Software erlaubt. Es ist dir unter der GPL2 nur lediglich untersagt, die 4 Freiheiten einzuschränken. Stark verkürzt läuft das dann darauf hinaus, daß wenn du einen Binärdatei vertreibst, du den Quellcode mitliefern mußt. Nicht mehr, nicht weniger.
Frage 1:
Ist das eine Schwachstelle in der Lizenz oder welchen Nutzen haben die OpenSource BSD-Entwickler davon wenn ihre Arbeit ohne Bezahlung und ohne Honorierung ihrer Arbeit durch "Code-Rückgabe" verwendet werden kann? Ist da das Prinzip der GNU-GPL nicht besser?
Das ist ein Problem, das dir keiner abnehmen kann, denn das mußt du dir schon selbst aussuchen. Dazu kann es nützlich sein, sich selber zu versichern, wie man verschiedene Dinge wie z. B. Freiheit in Kontext bringt und einordnet.
Frage 2:
Sind die *BSD-System untereinander sehr ähnlich oder unterscheiden sie sich in auch in Grundlegenden Dingen wie Shell-Befehle usw?
Ja, sie sind sich recht ähnlich, aber weniger ähnlich als zwei unterschiedliche GNU/Linux Distributionen.
Frage 3:
Sind die Shell-Befehle bei BSD im Großen und Ganzen die gleichen wie bei GNU/Linux?
Nein, nicht von Hause aus. Du kannst es aber so einrichten.
Mini-Frage 4:
Gibt es den Xfce-Desktop auch für BSD?
K. A., aber man kann es bestimmt unter BSD kompilieren.

Verfasst: 09.03.2007 21:39:05
von azerty
Ok, danke für deine Antworten. :D

JEtzt habe ich noch 2 Fragen auf die schnelle:

Ist das Paketsystem bei den BSD-Systemen wie bei Linux aufgebaut?

Wo kann ich mir eine OpenBSD-ISO runterladen zum brennen? Ich könnte zwar eine OpenBSD-CD kaufen, aber nur zum testen sind mir 50 Euro erstmal zu viel.

Verfasst: 09.03.2007 21:47:10
von Spasswolf
Das FreeBSD Ports System ist glaube ich Gentoo sehr ähnlich. (Bin mir nicht sicher, hab noch nie Gentoo benutzt)

Verfasst: 10.03.2007 10:42:17
von 123456
azerty hat geschrieben:Ist das Paketsystem bei den BSD-Systemen wie bei Linux aufgebaut?
Auch bei Linux sind die Paketsysteme unterschiedlich.
Wo kann ich mir eine OpenBSD-ISO runterladen zum brennen? Ich könnte zwar eine OpenBSD-CD kaufen, aber nur zum testen sind mir 50 Euro erstmal zu viel.
http://www.openbsd.org/faq/faq3.html

Verfasst: 10.03.2007 12:10:00
von Teddybear
azerty hat geschrieben:Wo kann ich mir eine OpenBSD-ISO runterladen zum brennen? Ich könnte zwar eine OpenBSD-CD kaufen, aber nur zum testen sind mir 50 Euro erstmal zu viel.
Hier findest du ISOs für OpenBSD Inoffizieller OpenBSD CD Mirror

Re: BSD - Mehrere Fragen

Verfasst: 11.03.2007 09:28:03
von Tunix
Six hat geschrieben:Ja, sie sind sich recht ähnlich, aber weniger ähnlich als zwei unterschiedliche GNU/Linux Distributionen.
Also mir kam es (vom Handling) eher umgekehrt vor, wobei man natürlich schauen muss, welche Linux-Distros man da vergleicht.

Verfasst: 17.03.2007 11:20:17
von nihonto
Und hier gibt's 'ne gute Installationsanleitung:

http://www.openbsd101.com/installation.html

oder ausführlicher hier:

http://www.openbsd.org/faq/de/faq4.html

Ist nicht so gaaaanz easy wenn's um die Partitionierung geht, aber machbar :wink:.

Das System läuft ziemlich rund, unterscheidet sich aber teilweise doch recht deutlich von Debian (und sogar von Free- und NetBSD). Auch ist deutlich mehr Handarbeit gefragt und man merkt recht schnell, dass OBSD nicht unbedingt als Multimedia-Desktop-System ausgelegt ist.
Ist aber ein sehr cleanes System mit guter Doku (=manpages). Versuche auch gerade, mich da reinzufuchsen 8) .

Verfasst: 17.03.2007 15:32:16
von bse
Also ich würde speziell als "erstes BSD" deutlich von OpenBSD abraten, schon wegen dem teilweise sehr lückenhaften Hardware-Support. Dass die Installation nicht gerade trivial ist, kommt noch dazu. Meine Empfehlung ist FreeBSD.

Gerade beim Partitionieren sollte man sehr genau aufpassen, da kann es einem als BSD-Neuling leicht passieren, dass man sich mal eben verpartitioniert, und alles auf der Platte weg ist. Deshalb gilt wie immer: Man habe ein Backup ;)

Re: BSD - Mehrere Fragen

Verfasst: 17.03.2007 17:16:30
von Monika
Six hat geschrieben:
Mini-Frage 4:
Gibt es den Xfce-Desktop auch für BSD?
K. A., aber man kann es bestimmt unter BSD kompilieren.
Die Frage ist ja gar nicht in dem obigen Posting?

Auf der FREESBIE-CD (= FreeBSD-Live-CD) ist Xfce als Desktop.

Verfasst: 19.03.2007 14:55:11
von Kotzkroete
Also ich hab mir letztens mal NetBSD installiert (nachdem FreeBSD ueberhaupt nicht gut war) und es ist auch eigentlich recht einfach zu verwenden. Ich kann nur leider keine gnome programme starten (irgendwas mit dbus, muss mich mal drum kuemmern), aber das krieg ich noch hin, wenn ich mal Zeit. Doch da ich mal im Moment Assembler lernen will, hab ich grad keine Zeit fuer NetBSD, da ich dafuer noch keine guten Tutorials gefunden. Bleibe also verlaeufig bei Linux. Vielleicht kommt auf meinen Server mal NetBSD. Ein UNIX hat schon was.

Verfasst: 21.03.2007 16:49:07
von azerty
So, habe mal wieder Fragen:

- Welche Vorteile bietet die Benutzung von *BSD im Vergleich zu GNU/Linux?

- Was kann *BSD was GNU/Linux nicht kann?

- Bilde ich mir das nur ein, oder ist die *BSD-Community zumindest teilweise sehr agressiv? (Ich lese immer wieder von Forks weil X das Feature Z nicht mag, Flames sind auch nicht selten usw.)

Danke für das Beantworten meiner Fragen.

Verfasst: 21.03.2007 17:06:58
von 123456
azerty hat geschrieben:Welche Vorteile bietet die Benutzung von *BSD im Vergleich zu GNU/Linux?
Mehr Sex. SCNR.
http://www.xs4all.nl/~marcone/bsdversuslinux.html

Hier gibts eine grobe Übersicht:
http://people.freebsd.org/~murray/bsd_flier.html

Sonst solltest Du erstmal definieren, was für ein System Du willst und was Du damit tun möchtest. Deine Frage lässt sich aus meiner Sicht genauso wenig beantworten wie die Frage, ob KDE oder Gnome besser ist.

Installiere Dir mal ein FreeBSD auf dem Desktop und finds selber raus...

Verfasst: 21.03.2007 17:27:12
von yeti
azerty hat geschrieben:- Welche Vorteile bietet die Benutzung von *BSD im Vergleich zu GNU/Linux?
- Was kann *BSD was GNU/Linux nicht kann?
Für mehr Plattformen verfügbar. (mindestens NetBSD)
Konservativer, was das Hinzufügen neuerer Features angeht. (NetBSD und OpenBSD)
Angäblich sicherer. (OpenBSD)
azerty hat geschrieben:- Bilde ich mir das nur ein, oder ist die *BSD-Community zumindest teilweise sehr agressiv? (Ich lese immer wieder von Forks weil X das Feature Z nicht mag, Flames sind auch nicht selten usw.)
Purer Quatsch.
Zähl mal die Linuxdistributionen (>1000) und dann die BSD-Abkömmlinge... Forkhausen ist eindeutig Linuxland... Knoppix leicht verändert remastern, eigenen Namen draufstempeln... jeder Milchbacke seine eigene Distri... CNR... definitely ohne sorry!

Verfasst: 21.03.2007 17:41:10
von azerty
azerty hat folgendes geschrieben:
Welche Vorteile bietet die Benutzung von *BSD im Vergleich zu GNU/Linux?

Mehr Sex. SCNR.
http://www.xs4all.nl/~marcone/bsdversuslinux.html

Hier gibts eine grobe Übersicht:
http://people.freebsd.org/~murray/bsd_flier.html

Sonst solltest Du erstmal definieren, was für ein System Du willst und was Du damit tun möchtest. Deine Frage lässt sich aus meiner Sicht genauso wenig beantworten wie die Frage, ob KDE oder Gnome besser ist.

Installiere Dir mal ein FreeBSD auf dem Desktop und finds selber raus...
Naja, ich will ein stabiles und sicheres System, das 100% Frei ist, sich einfach verwalten lässt und effektiv bzw. schnell arbeitet. Und die Entwicklung sollte ohne "Diktator" auskommen, wie es bei der Linux-Kernel ENtwicklung (zumindest teilweise) der Fall ist.

Auf jeden Fall Danke, die Übersicht hat mir gut geholfen!
yeti hat geschrieben:
azerty hat geschrieben:- Bilde ich mir das nur ein, oder ist die *BSD-Community zumindest teilweise sehr agressiv? (Ich lese immer wieder von Forks weil X das Feature Z nicht mag, Flames sind auch nicht selten usw.)
Purer Quatsch.
Zähl mal die Linuxdistributionen (>1000) und dann die BSD-Abkömmlinge... Forkhausen ist eindeutig Linuxland... Knoppix leicht verändert remastern, eigenen Namen draufstempeln... jeder Milchbacke seine eigene Distri... CNR... definitely ohne sorry!
Ok, da hast du wirklich Recht. Linux hat echt jede Menge Distributionen und vor allem tragen die Meisten nichts zur Weiterentwicklung von GNU/Linux bei. Mal abgesehen von den großen 3 Debian, Gentoo und Slackware und eventuell noch Ubuntu..

Ich werde demnächst mal FreeBSD ausprobieren, eventuell überzeugts mich und werde umsteingen.

Verfasst: 21.03.2007 17:58:17
von Savar
azerty hat geschrieben:Naja, ich will ein stabiles und sicheres System, das 100% Frei ist, sich einfach verwalten lässt und effektiv bzw. schnell arbeitet. Und die Entwicklung sollte ohne "Diktator" auskommen, wie es bei der Linux-Kernel ENtwicklung (zumindest teilweise) der Fall ist.
Dann ist OpenBSD _nichts_ für dich, da es dort quasi Theo de Raadt als den Diktator aller Diktatoren gibt..

Verfasst: 21.03.2007 19:02:29
von Kotzkroete
Also bei mir ging FreeBSD gar nicht. Gab dauernd fehler oder es konnte etwas nicht gefunden werden. Ich empfele dir NetBSD...da lief bei mir alles ohne Probleme und es ist glaube ich naeher am original UNIX dran, als die anderen BSDs.

Verfasst: 22.03.2007 12:55:35
von Monika
azerty hat geschrieben:- Was kann *BSD was GNU/Linux nicht kann?
BSD kann Linux-Programme ausführen, aber Linux kann keine BSD-Programme ausführen.
- Bilde ich mir das nur ein, oder ist die *BSD-Community zumindest teilweise sehr agressiv? (Ich lese immer wieder von Forks weil X das Feature Z nicht mag, Flames sind auch nicht selten usw.)
Also ich hab ja immer gehört, die Debian-Community wäre sehr aggressiv ;-) .

Die BSDler auf dem Linuxtag in Chemnitz waren jedenfalls sehr nett (die Debianer auch), auch wenn sie diesen Userfriendly-Cartoon offen hatten und darauf bestanden, dass ihr Dämon wesentlich niedlicher sei als so ein fetter Pinguin. Wir haben uns dann auf gleich niedlich geeinigt (auch wenn natürlich Pinguine viel süßer sind als Dämonen). Und wenigstens weiß ich jetzt, dass das ein Dämon ist und kein Teufel <g>.

Verfasst: 22.03.2007 13:16:05
von Monika
azerty hat geschrieben:Linux hat echt jede Menge Distributionen und vor allem tragen die Meisten nichts zur Weiterentwicklung von GNU/Linux bei. Mal abgesehen von den großen 3 Debian, Gentoo und Slackware und eventuell noch Ubuntu..
Ich denke, da tust du Suse, Red Hat / Fedora und Mandriva Unrecht. Und Knoppix auch, dessen Hardwareerkennung und das Prinzip der Live-CD an sich ist bei anderen Distributionen eingeflossen.

Verfasst: 22.03.2007 14:37:02
von azerty
Monika hat geschrieben:
azerty hat geschrieben:- Was kann *BSD was GNU/Linux nicht kann?
BSD kann Linux-Programme ausführen, aber Linux kann keine BSD-Programme ausführen.
Ok, 1 Punkt für *BSD. Vom Ansatz her gefällt mir *BSD ziemlich gut, daher werd ich mir demnächst ein *BSD installieren - Ich weiß nur noch nicht welches, aber vermutlich FreeBSD oder NetBSD, OpenBSD ist ja anscheinend mehr für Sicherheits-Aufgaben vorgesehen und weniger als Desktop-System.
Monika hat geschrieben:azerty hat folgendes geschrieben:
Linux hat echt jede Menge Distributionen und vor allem tragen die Meisten nichts zur Weiterentwicklung von GNU/Linux bei. Mal abgesehen von den großen 3 Debian, Gentoo und Slackware und eventuell noch Ubuntu..

Ich denke, da tust du Suse, Red Hat / Fedora und Mandriva Unrecht. Und Knoppix auch, dessen Hardwareerkennung und das Prinzip der Live-CD an sich ist bei anderen Distributionen eingeflossen.
Ok, ich muss zugeben dass ich die 3 vergessen habe. Aber trotzdem tragen die meisten Distributionen nichts zur Weiterentwicklung bei. Es gibt jedemenge Distris die einfach nur ein Knoppix oder Ubuntu mit anderem/neuen Namen sind.

Verfasst: 23.03.2007 21:05:59
von Leonidas
Kotzkroete hat geschrieben:Also bei mir ging FreeBSD gar nicht. Gab dauernd fehler oder es konnte etwas nicht gefunden werden.
Bei mir nicht. Ich musste mich zwar erst ein wenig ins paketmanagement einarbeten und habe das System beim ersten mal dreimal reinstalliert aber danach lief es eigentlich ganz toll. In einer VM, erstmal. Ich habe dann eine Anleitung geschrieben wie man die 2, 3 FreeBSD-ISOs unter FreeBSD auf eine einzelne DVD schreibt und danach war ich schonmal sehr zufrieden mit meinem System, weil ich dort schon mal etwas brauchabres zusammenbekommen habe.

Verfasst: 24.03.2007 09:59:51
von Kotzkroete
Bei NetBSD hab ich noch garnichts neuinstallieren muessen :P
Naja...is mir auch egal. Ich wollte nur sagen, dass bei mir NetBSD wesentlich besser laeuft.

Verfasst: 24.03.2007 15:00:45
von Leonidas
Kotzkroete hat geschrieben:Bei NetBSD hab ich noch garnichts neuinstallieren muessen :P
Wenn ich mich mit einem neuen System einarbeite passiert es oft, dass ich das Setup x-mal drüberlaufen lasse - war bei Debian Woody auch so, bis ich gecheckt habe, dass ich dselect nicht anrühren will :)

Ansonsten finde ich das FreeBSD-Setup eigentlich auch vergleichsweise simpel: die Slices und Partitionen sind etwas seltsam, vor allem kommt das Programm bei weitem nicht an cfdisk ran, aber ansonsten wenn man keine großen Anforderungen was das Layout angeht hat, ist es trivial zu nutzen.

Verfasst: 26.03.2007 15:13:12
von azerty
So, ich hab' dieses Wochenende mal FreeBSD 6.2-RELEASE installiert und getestet.

Da meine Erfahrungen für andere Benutzer bestimmt hilfreich und interessant sind, schreibe ich hier einfach mal ein kleines "Review".

FreeBSD 6.2-RELEASE - Review von azerty (26.03.2007)

Die Hardware:

AMD Athlon64 3200+ (2GHz)
2x 512 MB DDR1-RAM
1x WD Raptor 74GB (10.000 RPM)
Samsung CD/DVD Brenner (SATA)
ATI Radeon X1600 Pro (PCI-Express)
ASUS A8R32-MVP Deluxe (ATI Xpress 3200)
2x Realtek 10/100/1000 MBit/s Ethernet PCI-Karte
2x Marvell Yukon 10/100/1000 MBit/s Ethernet-Onboard

Die Installation:

Die "SysInstall" genannte Installationsroutine von FreeBSD ist im Grunde genommen sehr einfach aufgebaut, nachdem man von der CD bootet, erscheint eine grafische Oberfläche, die einige hilfreiche Funktionen bietet. So kann man zum Beispiel während der Installation frei zwischen den einzelnen Installations-Schritten wechseln, eine Debug-Console per "Alt + F2" aufrufen, MAN-Pages und diverse andere Installations-Anweisungen lesen. Es besteht die Möglichkeit zwischen verschiedenen Installations-Varianten (Standard, Expert, Custom) auszuwählen. Auch nach der Auswahl einer bestimmten Variante besteht für den Benutzer immer noch die Möglichkeit bei laufender Installation zurück zum Hauptmenü zu gehen und dort eine andere Installations-Variante auszuwählen. Die Installationsroutine ist sehr flexibel und einfach aufgebaut, jedoch musste ich mich als GNU/Linux-Benutzer etwas umgewöhnen. Die Hardwareerkennung funktionierte bis auf eine Ausnahme gut und erkannte fast alle in meinem Computer installierte Hardware. Allerdings, war SysInstall nicht in der Lage nach Konfigurierung der Installation (Partitionierung usw.), die Install-CD zu mounten um die Dateien auf die Festplatte zu kopieren. Dies lag wie ich vermute, daran dass SysInstall mein Samsung SATA CD/DVD-Laufwerk nicht korrekt erkannte.

Ich entschied mich daher kurzfristig eine FTP-Installation vorzunehmen (vergleichbar mit der NetInstall von Debian GNU/Linux). Dies scheiterte jedoch, da SysInstall keine Netzwerk-Verbindung über meine sekundäre onboard Ethernet-Schnittstelle aufnehmen konnte. Also Kabel, Router und Internet-Verbindung überprüft usw. - Des Rätsel Lösung lag darin, dass SysInstall nur eine meiner beiden onboard Ethernet-Schnittstellen erkannt hatte, also einfach Kabel auf die primäre Ethernet-Schnittstelle umgesteckt und die Installation legte los. Wohl gemerkt, für die komplette Installation mit allen Neu-Versuchen, Fehlern, Umstellungen usw. habe ich nur eine Sitzung benötigt (einmal gebootet), daran sollte sichtbar werden wie stabil und flexibel SysInstall wirklich ist.

Die Installation an sich verlief sehr schnell - Nach subjektivem Empfinden sogar schneller als eine NetInstall von Debian als Minimal-System, also ohne X-Server und Desktop Umgebung.
Am Ende der Installation musste ich noch die üblichen Einstellungen wie Root-Passwort, Benutzer anlegen, Zeit-Zone konfigurieren usw. vornehmen.

Der Betrieb & die Konfiguration

Gleich nach dem Booten funktionierte FreeBSD in der Shell tadellos, subjektiv Empfunden bootete FreeBSD schneller als mein eigenes Debian GNU/Linux. Der ebenfalls installierte Xorg-Server startete jedoch erstmal nicht. Jetzt kam die "Frickelei". :wink: Also erstmal die Xorg-Log untersucht und festgestellt, dass das verwendete Treibermodul "ati" meine Grafikkarte nicht unterstützt, daher musste "ati" für "vesa" Platz machen. Anschließend meckerte Xorg weil es einige Module nicht laden konnte, bzw. diese falsch konfiguriert waren. Lustigerweise waren diese Module alle für die Maus zuständig, das bedeutet der X-Server startete nicht weil er keine Maus finden konnte. (:lol:) Die Lösung des Problems wird von FreeBSD gleich mitgeliefert, per xorgcfg -textmode startet eine grafische Oberfläche, mit der sich bequem alle Geräte wie Monitor, Grafikkarte, Maus usw. einstellen lassen. Nachdem die Einstellungen gespeichert und ausgeschrieben waren, startete der X-Server. Jedoch musste nun erstmal noch eine Desktop-Umgebung installiert werden, meine Entscheidung fiel auf Xfce. Zwar lies sich Xfce per pkg_add -r xfce installieren und startete auch brav mit dem X-Server, jedoch reagierte es nicht auf meine Eingaben/Klicks. Eventuell sollte hier erwähnt werden, dass es sich um Xfce 3.8 handelte. Also KDE installiert, jedoch funktionierte auch dieses nur eingeschränkt, da ich jedes einzelne KDE Programm manuell per Konsole starten musste. Hier muss ich noch weiter nach Ursachen/Lösungen forschen, denn das beschriebene Verhalten ist für eine Desktop Umgebung eigentlich nicht normal - Der Fehler wird aber vermutlich bei mir liegen.

Fazit:
Abschließend kann ich sagen dass FreeBSD ein sehr sehr robustes und stabiles Betriebssystem ist, dass mit den zahlreichen hauseigenen Bordmitteln bestens verwaltbar ist. Das "Touch 'n' Feel" von FreeBSD ähnelt stark GNU/Linux, so dass ein versierter GNU/Linux-Benutzer schnell mit FreeBSD zurecht kommen sollte. Die Hardwareerkennung ist akzeptabel, jedoch hätte eine vollständige, fehlerfreie Erkennung einige Zeit bei der Installation gespart. Zur Benutzerfreundlichkeit muss nicht viel gesagt werden, denn FreeBSD ist ein unixoides Betriebssystem und bietet daher eine unixoide Benutzerfreundlichkeit. (Der vorhergehende Satz darf frei interpretiert werden :D) Bemerkenswert ist, dass ich FreeBSD trotz meines "Anfängertums" und diverser (selbstverschuldeter) Fehlkonfigurationen kein einziges Mal neu installieren musste. Zum Vergleich: Bis ich als Anfänger Debian stabil laufen hatte, musste ich es sechs (In Worten: 6) Mal neuinstallieren.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass ich bei der Installation von FreeBSD hilfreiche Unterstützung in den IRC-Channeln von BSDForen.de und BSDGroup.de erhalten habe. Danke an euch!

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Tipps an diejenigen geben, die sich für FreeBSD interessieren und es einmal zum Testen installieren möchten:

1.) Fertige ein Backup aller wichtigen Daten an, am Besten auf eine externe Festplatte die dann an einem sicheren Ort verstaut wird.

2.) Informiere dich über die Besonderheiten und das Entwicklungsprinzip von FreeBSD. Siehe FreeBSD.org und M. Fuller's BSD Essay

3.) Lese dir vor der Installation das FreeBSD-Handbuch und die FreeBSD-FAQ durch.

4.) Installiere dir auf einem zweiten PC ein IRC-Programm wie X-Chat oder Irssi und logge dich in einen Channel mit BSD-Nutzern ein, so hast du die Möglichkeit während der Installation Unterstützung bei Fragen und Problemen zu erhalten.

5.) Lass' dich nicht gleich unterkriegen und nimm dir Zeit. Viel Zeit, am besten 1-2 Tage, je nachdem wie gut du das Handbuch verstehst.

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Na was haltet ihr von meinem Review? Wenn ihr ein Lösung für das Problem mit der Desktop Umgebung kennt, würde ich mich freuen wenn ihr mir weiterhelft. :wink:

Verfasst: 26.03.2007 15:25:05
von Monika
azerty hat geschrieben:Zur Benutzerfreundlichkeit muss nicht viel gesagt werden, denn FreeBSD ist ein unixoides Betriebssystem und bietet daher eine unixoide Benutzerfreundlichkeit. (Der vorhergehende Satz darf frei interpretiert werden :D)
Linux und BSD sind benutzerfreundlich, sie suchen sich nur aus, mit wem sie befreundet sein wollen? :wink:

Schöne Review. :)