Meillo hat geschrieben: 05.01.2021 13:57:05
aber jemand der damit in erster Linie zerschlagene Daumennägel in Verbindung bringt, könnte das anders sehen.
Aber diese Sichtweise waere doch kritisierenswert, denn sie impliziert Abhaengigkeiten, die faktisch nicht vorhanden sind. Es sind nur zufaellige Ueberschneidungen, aber keine zwangslaeufigen Abhaengigkeiten.
Doch, diese Abhängigkeiten sind vorhanden, wenn auch nicht gewollt. Um sich mit einem Hammer den Daumennagel zerschlagen zu können braucht man zwingend einen Hammer.
Meillo hat geschrieben: 05.01.2021 13:57:05
Man wuerde -- mit einem so falschen Realitaetsmodell -- an den falschen Problemquellen ansetzen und nicht die eigentlichen Probleme loesen.
Dass das Realitätsmodell falsch ist würde ich so nicht sagen, denn die Probleme von durch Hammern zerschlagenen Daumennägeln und von aliasen unabsichtlich/nicht ausgeführten Befehlen sind real. Die Frage ist natürlich, ob es zielführend ist. Und ich würde sagen das ist es, denn wenn man diese Probleme lösen würde, würde man ein Ziel erreichen. Es fragt sich nur, ob noch das gewünschte Ziel erreicht wird und ob die Nebeneffekte der Lösung nicht zu viel größeren Problemen an anderen Stellen führen würden.
Man stelle sich z.B. vor, wie ein Hammer aussehen würde und wie praktisch er noch wäre, wenn es sein Design unmöglich machte, damit Daumennägel zu zerschlagen. An manchen Stellen ist man aber bereit, diese Kosten zu tragen. Man denke z.B. an den Wechsel von Bolzenschussgeräten zu Bolzensetzgeräten oder um mal wieder ins Digitale zu kommen an den ganzen Themenkomplex Urheberrecht und Störerhaftung.
Meillo hat geschrieben: 05.01.2021 13:57:05
Messer ermoeglichen es auch, sich zu schneiden, und das koennte man in gleicher Weise als Designfehler von ihnen sehen, wie du es bei Aliasen tust. Das war aber weder bei Messern noch bei Aliasen das Designziel. Das Problem sind nicht die technischen Mechanismen, sondern ihre kulturelle Verwendung!
Alle Kritikpunkte, die du bei Aliasen anfuehrst, gelten fuer Executables in identischer Weise. Dort muesstest du gleichermassen mit `which cp' pruefen, ob wirklich /bin/cp verwendet wird und nicht vielleicht /home/user/bin/cp! Diese ganze Diskussion hat nichts mit Aliasen zu tun, sondern mit Customizing.
Ja.
Meillo hat geschrieben: 05.01.2021 13:57:05
Die Kritik, die ich an Aliasen zulassen wuerde, ist eine Kritik der ueblichen Verwendung von Aliasen, das ist aber eine Kulturkritik und keine Technikkritik.
Ich würde das nicht so stark trennen. Aliase sind Teil der Unixkultur. Sie sind in diesem Kontext eine Kulturtechnik.
Ich habe die alias-Kalender-Threads nicht verfolgt weil ich das Thema aufgrund meiner kritischen Haltung in der Praxis eher weniger interessant finde, aber ich vermute, dass wir auch dort problematische aliase finden würden und ich vermute weiterhin, dass dort die Problematik nicht ausreichend beleuchtet wurde.
Um vielleicht von etwas Konstruktives beizutragen:
Ich halte es für weniger problematisch, an Stelle von aliasen oder eigenen Scripten (mit x-Recht) Umgebungsvariablen zu definieren, die Befehle enthalten, denn das vorangestellte "$" erhöht die Editierdistanz. Jemand anderer mag einwerfen, dass es unwerwartet ist, hinter sonst passiven Variablen ($PATH allein aufgerufen macht nichts) aktive Inhalte (eine Variable auf der rm -rf $PATH liegt schon) zu finden.
Meine Kritik würde sich in Luft auflösen, wenn aliase ebenfalls ein einleitendes Sonderzeichen,aber ein anderes als Umgebungsvariablen, benötigen würden. Spontan fiele mit § ein, aber dessen Editierdistanz zu $ ist sehr gering.